30. August 2023

Change – never look back

„Hätte ich doch ….“ „Wenn ich damals gewusst hätte, dass …“ „Nicht passiert wäre mir, wenn ich …“ Sätze wie diese kenne ich von mir auch. Aber ist nicht das, was war vorbei? Ist es nicht besser, es zu lassen und mich anders zu orientieren?

Titelbild für Beitrag: Change – never look back

Change – never look back

Diese T-Shirt Aufschrift auf dem Rücken eines Schülers ist mir aufgefallen. Nicht nur, weil das Abgebildete graphisch einem Labyrinth gleicht. In der Schule ist nach den Sommerferien auch nicht immer alles gleich eindeutig und klar.

Mich hat nachdenklich gemacht, was auf dem Kleidungsstück zu lesen ist: „Change“ steht für Veränderung oder einen Wechsel; „never look back“ für „schau nicht zurück“.

Change – never look back

„Früher war alles besser!“ Wer kennt ihn nicht, diesen Satz. Die Vergangenheit wird verklärt, weil „alles so schön“ war. Damals. Was alles andere als ansprechend und nicht so gut war, wird ausgeblendet. Im Nachhinein wird es weit besser gemacht als es tatsächlich in Wirklichkeit war. Warum? Weil ich die Gegenwart nicht ertrage? Weil mir manches über den Kopf gewachsen ist und ich mir das wünsche, was vorher so anders war als es jetzt ist? „Tempora muntatur et nos mutamur in illis!“ Dieser seit dem 16. Jahrhundert als Sprichwort belegte lateinische Satz als Beispiel für einen Hexameter hat es in sich: „Die Zeiten ändern sich und wir uns mit ihnen.“ Nicht nur in der St. Mauritius-Schule ist das so.

Change – never look back

Was vorbei ist, ist vorüber. Was war, ist nicht mehr. Das letzte Schuljahr zum Beispiel. Es lässt sich nicht mehr verändern, geschweige denn, rückgängig machen. Gutes und weniger Gutes. Was ich versemmelt habe, habe ich nicht geschafft. Eine schlechte Zensur, die ich aus welchem Grund auch immer erhalten habe, ist gesetzt. Verändern kann ich nur die Gegenwart. Was in Zukunft einmal sein wird, kann ich heute zwar ansatzweise in die Wege leiten. Keineswegs aber schon das Ergebnis festlegen. Ich bemühe mich und lerne etwas - was mir das nützt, wird sich zeigen. Wenn ich das Passende mündlich oder schriftlich so darstellen kann, dass es meinem Gegenüber zusagt, habe ich gewonnen. Dass neben meinem Können und meiner Tagesform auch ein Quäntchen Glück dazukommt, muss kein Widerspruch sein.

Change – never look back

Was würde ich gern alles ändern, wenn ich es könnte: Das fängt beim Wetter an, geht über die Stimmung mancher Zeitgenossen und meine eigene, die Schokoladenpreise, mein Gewicht und vieles andere mehr. Manchmal vergesse ich dabei, dass ich bei mir selbst mehr wandeln kann als bei anderen Menschen. Wo ein Wille ist, ist ein Weg. Aber aller Anfang ist schwer. Nicht nur in der Schule. Nicht in den ersten Wochen des neuen Schuljahres 2023/ 24.

Change – never look back

Ich schaffe es nicht, durch die Augen anderer zu sehen. Nur mit meinen eigenen klappt das. Ich kann zwar versuchen, mich in die Lage meines Gegenübers zu versetzen. Für Schüler, Lehrer, Erziehende und Eltern ist das nicht unwichtig. Aber es ist mir nicht möglich, für sie oder ihn zu denken, zu reden, zu entscheiden oder zu handeln. Ist eine erweiterte, objektive Sichtweise nicht manchmal besser als meine eigene „Betriebsblindheit“?  Ist nicht ein Perspektivenwechsel Mittel zum Zweck? Zuversichtlich nach vorn in meine Zukunft zu sehen, statt das zu verklären, was war, und dabei das Hier und Jetzt nicht aus den Augen zu verlieren?

Change – never look back

2018 hat die Schlagersängerin Andrea Jürgens in ihrem Lied es so formuliert „Schau nach vorn, dort ist das Leben. Nicht mehr zurück. … Was gescheh‘n ist, ist gescheh’n.“ Leben gibt es innerhalb und außerhalb der St. Mauritius-Sekundarschule. Manchmal mehr, manchmal weniger. Was ich daraus machen kann, liegt nicht nur an anderen. Sondern hauptsächlich und in erster Linie bei mir selbst. Das nimmt mir niemand ab. Manchmal ist es gut, das zu lassen, was war und was vorbei ist. Nicht zurückzuschauen. Mich nicht immer wieder und immer noch zu fragen, was ich hätte anders oder besser machen können. Sondern nach vorn zu schauen, auf eine lebenswerte Zukunft hin zu arbeiten. Dazu passt, was Jesus seinen Zuhörern damals gesagt hat und was ich in der Bibel im Johannesevangelium bei Joh. 10.10 lesen kann: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“ Das gilt für mich heute noch – genauso wie: Change – never look back.

Br. Clemens Wagner ofm, Schulseelsorger