4. Dezember 2023

Weihnachtsgrinch

Je näher es kommt, desto spannender und angespannter wird es für manche: Weihnachten naht. Was kann ich für wen tun, dass dieses Fest anderen Freude bringt? So einfach ist das nicht. Oder vielleicht doch? Einer hat das geschafft …

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„Es begab sich in jenen Tagen, dass Kaiser Augustus den Befehl erließ, den ganzen Erdkreis in Steuerlisten einzutragen.“ So fängt sie an: Die Weihnachtsgeschichte, die sich im 2. Kapitel im Lukasevangelium in der Bibel findet. Josef und seine Verlobte Maria, die ein Kind erwartet, machen sich aus Nazareth in Galiläa auf in die Stadt Davids, die Betlehem heißt. Maria bringt dort in einem Stall ihren Sohn Jesus zur Welt, weil in der Herberge kein Platz für sie war.

Die Weihnacht vor mehr als 2000 Jahren.

Die US-amerikanische Fantasy-Komödie „The Grinch“ schuf Ron Howard als Realfilm im Jahr 2000. Als Animationsfilm wurde die Geschichte 18 Jahre später von Scott Mosier und Yarrow Cheney von Illumination Entertainment neu aufgelegt. Beide Werke gehen zurück auf das Kinderbuch von Theodor „Dr. Seuss“ Seuss Geisel. Jener veröffentlichte es 1957. Die deutsche Übersetzung trägt den Titel „Wie der Grinch Weihnachten gestohlen hat“.

Viele möglichen (und unmöglichen) Merchandising Produkte in diesem Zusammenhang erinnern an jenes grüne Wesen mit den Namen Grinch, das mit dem Weihnachtsfest nichts anzufangen wusste. Wie geht es mir damit?

Zweifellos gibt es sie neben all den anderen: Menschen, die sich auf die Festtage am 24., 25. und am 26. Dezember freuen. Nicht nur auf das oft besondere Essen zu dieser Zeit. Nicht nur über die arbeitsfreien Tage, an denen sie mehr Zeit haben als sonst. Sondern, weil sie beschenkt werden von anderen. Sich darüber freuen, dass sie zusammen sein können mit und in ihrer Familie. Oder auch, weil sie dafür dankbar sind, dass Gottes Sohn wie wir Mensch wurde. Das ist der eigentliche Grund für Weihnachten.

Der grüne Grinch dagegen kann Weihnachten nicht ausstehen. Er erträgt es nicht, dass andere sich beschenken. Nach und nach erst erkennt er den Wert dessen, was dieses Fest zu einem so besonderen machen kann. Er, der die Weihnachtsgaben der Bewohner von Whoville gestohlen hatte, gibt sie ihnen doch wieder zurück. Der Grinch entdeckt seine Freude über die Großzügigkeit und die Großherzigkeit derer, die andere glücklich machen, mit dem, was sie für sie ihnen zugedacht haben.

Aus einem Verbitterten wird jemand, der es wieder wahrnehmen kann: Leben wird lebenswert, wenn ich mit meinem Gegenüber meine Freude teile. Denn geteilte Freude ist doppelte Freude. Nicht erst an Weihnachten.

Lächeln ist echt, wenn es nicht hinterlistig-verschlagen ist, sondern ehrlich gemeint aus ganzem Herzen kommt. Vielleicht ist manchem wegen erlebter Enttäuschungen inzwischen das Lachen vergangen. Wenn mir echte Lebensfreude fehlt, muss ich mich damit nicht abfinden.

Der grüne Grinch will nicht damit konfrontiert werden, dass es anderen besser geht als ihm. Anfangs erträgt er es kaum, dass Menschen sich (noch) freuen können. Weil er selbst sich nach Freude sehnt und sie nicht finden kann. Und jetzt? Aufgeben? Anderen das Leben vermiesen? Ihnen ihre Freude nicht gönnen?

Nicht nur in der St. Mauritius Sekundarschule begegnen sich unterschiedliche Menschen. Jüngere und Ältere, Frohe und Glückliche, Genervte und Lernende und Lehrende, die ihre Freude im Schulalltag noch suchen. Nicht immer und jederzeit sind alle gut drauf. Manche tragen schwer am (Schul-)Leben, weil es für sie momentan nicht einfach ist. Ihre eigenen Sorgen beschäftigen oder belasten sie mehr als ihnen lieb ist. Auch und gerade in der Zeit vor Weihnachten. Mit dem, was sie gerade ärgert, sie zur Zeit stört und ihnen gerade die Freude verstellt, kommen sie wie der grüne Grinch manchmal nicht zurecht.

Ob sie ihm nicht doch noch etwas abschauen können? Auch er hat es schließlich geschafft, sich mitzufreuen. Darüber, dass trotz allem, was nicht gut, fehlerhaft und ergänzungsbedürftig ist, Menschen einander noch Freude machen. Auch in einer Zeit wie dieser.

Es kommt nicht auf den Wert eines Geschenks an. Sondern darauf, dass ich wieder erkenne, wie ich mir und anderen etwas Gutes tun kann. Nicht erst an Weihnachten.

Br. Clemens Wagner ofm, Schulseelsorger