13. Dezember 2023

Leere Krippe!

Da fehlt doch was! Nein, es fehlt wer: Das Christkind liegt nicht in der Krippe! Dafür könnte es so manchen Grund geben …

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Ist er noch nicht da? Oder doch schon wieder weg?

2017 ist sie in den AGs Holz, Kreativ und Upcycling entstanden, die Weihnachtskrippe der St. Mauritius-Sekundarschule. Alle Jahre wieder wird sie aufgestellt. Nach und nach erweitert sie sich durch Figuren und Schmuckelemente. Spielt sie heute noch eine Rolle im letzten Monat des Jahres vor den Ferien in der Wartezeit im Advent auf die Geburt Jesu? An Weihnachten begegnen sie sich nach christlicher Tradition: Schöpfer und Geschöpf. In der Bibel wird es so dargestellt: „Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“ (vgl. im Johannesevangelium Joh. 1, 14).

Ist er noch da? Oder doch schon wieder weg?

Vielleicht sind diese beiden Fragen zu provokativ, wenn ich sie auf die leere Krippe beziehe. Traditionsgemäß findet sich darin eine kleine Jesusfigur als Baby. In dieser, unserer Schulweihnachtskrippe ist der ihr zugedachte Platz momentan noch leer. Wo ist er denn hin, dieser Jesus? Hat er sich schon abgesetzt? Weil unsere Welt so schlecht ist und die Menschen das, was ihm wichtig war und ist, nicht verstehen können oder wollen? Deswegen, weil ihnen anderes viel wichtiger ist? Fragen über Fragen …

Ist er noch da? Oder doch schon wieder weg?

Weihnachten lässt sich nicht nur in Ostdeutschland ohne Christkind und ohne Gott feiern. Aufwendige Geschenke, ein festliches Mahl mit erlesenen Speisen und ausgesuchten Getränken und eine weihnachtlich hell-bunte Dekoration mit rotnasigen Rentieren und sich von der Dachrinne abseilenden Weihnachtsmännern können den eigentlichen Sinn dieses Festes verstellen. Damit lässt sich gut leben. Oder auch nicht.

 Ist er noch da? Oder doch schon wieder weg?

Auch zur Zeit Jesus vor mehr als 2000 Jahren gab es Unheil, Ungerechtigkeiten und Ungutes. Damit hat er sich aber nicht abgefunden. Jesus wagte es, Mächtigen und Besserwissern zu widersprechen. Schriftgelehrte und Pharisäer stellte er bloß und schlug sie mit ihren eigenen Waffen. Weil sie nur redeten. Denn das Tun überließen sie anderen: „Sie schnüren schwere und unerträgliche Lasten zusammen und legen sie den Menschen auf die Schultern, selber aber wollen sie keinen Finger rühren, um die Lasten zu bewegen.“ (vgl. Mt. 23, 4).

Christus traute sich, jene selig zu preisen, auf die andere mit dem Finger zeigten und über die sie sich lustig machten. Damals wie heute stellen sie die geltenden Werte auf den Kopf, diese „Seligpreisungen“ im Matthäusevangelium bei Mt. 5, 1-12.

Jene Gottes- und Nächstenliebe, von der Jesus immer wieder sprach, gipfelt in dem, was der Apostel Paulus später in seinem Römerbrief bei Röm. 13, 8 so beschrieben hat: „Niemandem bleibt etwas schuldig, außer der gegenseitigen Liebe! Wer den andern liebt, hat das Gesetz erfüllt.“ Wann und bei welcher Gelegenheit folgen diesen Worten Taten? Nicht nur bei anderen, sondern bei mir?

Ist er noch da? Oder doch schon wieder weg?

Kein Mensch ist gottvergessen oder gar gottverlassen. Ist das nur ein frommer Spruch, der nicht tröstet, weil die Realität dem zu widersprechen scheint? Nicht immer und überall ist er spürbar und zu erleben, dieser Jesus: In einer seiner Abschiedsreden sicherte er es zu: „Ich bin mit euch alle Tage!“ (Mt. 28, 10). Im Buch der Psalmen findet sich, was ein Betender so in Worte gefasst hat: „Hat Gott vergessen, dass er gnädig ist? Oder hat er im Zorn sein Erbarmen verschlossen?“ (Ps. 77, 10) Manchmal ist mir Gott näher als ich meine und als es mir bewusst ist. Suche ich noch nach ihm? Vor, an und nach Weihnachten?

Ist er noch da? Oder doch schon wieder weg?

„Alle Jahre wieder kommt das Christuskind auf die Erde nieder, wo wir Menschen sind.“ Was Wilhelm Hey als Weihnachtslied 1837 so verfasst hat, steht für mich für eine Hoffnung, die uns niemand nehmen kann. Zur Erinnerung daran findet sich das Christkind in der Krippe. Zu gegebener Zeit. Auch in der St. Mauritius-Sekundarschule. Dann ist er wieder da, dieser Jesus. Möglicherweise war er auch nie weg.

 

Br. Clemens Wagner ofm, Schulseelsorger