28. Februar 2024

Richtiger Platz!

Nicht nur Schülerinnen und Schüler aus den beiden Abschlussklassen St. Mauritius-Sekundarschule wissen noch nicht, was 2024 für sie bringt. Wann bin ich wo an dem Platz, der für mich der passende ist? So einfach ist das nicht immer …

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„Den Platz zu meiner Rechten und zu meiner Linken habe nicht ich zu vergeben;

dort werden die sitzen, für die es bestimmt ist.“

Was Jesus in der Bibel im Markusevangelium (vgl. Mk. 10, 37-45) zu seinen Gefährten sagt, die sich darüber streiten, wer von ihnen wichtiger und bedeutender sei als andere, kommt in einer Schule wie der unseren nicht vor. Meistens wenigstens. Aber nicht immer. Denn wer neben wem im Klassenraum sitzt und wer nicht, ist eine Sache für sich. Die hat es in sich. Auch in der St. Mauritius-Sekundarschule. Spätestens, wenn der Sitzplan erstellt oder – aus welchem Grund auch immer – verändert werden muss, stellen sich manche die für sie wichtige Frage: Wo ist mein Platz?

 „Den Platz zu meiner Rechten und zu meiner Linken habe nicht ich zu vergeben;

dort werden die sitzen, für die es bestimmt ist.“

Wo Menschen einander begegnen, gibt es sie: Unterschiede. Sympathien. Abneigungen. Freundschaften. Begegnungen, die ich zwar ertrage, mir aber nicht aussuchen kann. Doch kann ich daraus etwas machen. Manchmal ist Distanz zu anderen wichtig. Nicht immer verstehe ich alle und alles. Doch wer sich absondert oder sich von anderen isoliert, braucht sich nicht zu wundern: Manche wollen mit ihr oder ihm wenig oder nichts zu tun haben. Gibt es eine Lösung, die für alle eine gute ist? Welcher Platz ist der für mich passende?

„Den Platz zu meiner Rechten und zu meiner Linken habe nicht ich zu vergeben;

dort werden die sitzen, für die es bestimmt ist.“

Es ist eine Tatsache: Manche haben sich gesucht und gefunden im besten Sinn des Wortes. Nicht erst in den oberen Jahrgangsstufen. Andere werden zusammengewürfelt, kennen sich (noch) nicht. Rasch haben sie sich ein Bild von ihrem Gegenüber gemacht. Kann das stets der Schülerin oder dem Schüler, der Lehrerin oder dem Lehrer wirklich gerecht? Was weiß ich denn schon über jemanden, die oder den ich noch nicht wirklich kennengelernt habe? Mit den Jahren merke ich rasch, was wen warum beschäftigt, aufregt oder stört. An mir und an sich. Das darf ich nicht nur wahrnehmen, sondern damit umgehen lernen. Wenn und weil ein gelingendes Miteinander trotz mancher Unterschiede das Ziel ist. Um so spannender ist es, am rechten Platz zur richtigen Zeit zu sein. Denn das hat es ebenfalls in sich.

„Den Platz zu meiner Rechten und zu meiner Linken habe nicht ich zu vergeben;

dort werden die sitzen, für die es bestimmt ist.“

Im Leitbild der St. Mauritius-Sekundarschule findet sich der Satz: „Hilf mir, es selbst zu tun!“ Die Lernenden aus den 10. Klassen, die die abgebildeten Stühle nach Bauhausart mit silberfarbenem Draht und schwarzem Tape selbst gestalteten, machten das aufgrund von Vorlagen. Seitens ihrer Kunstlehrerin bekamen sie diese vorgestellt. Doch wie sie was auf welche Weise umsetzten, entschieden sie selbst. Die so entstandenen „Individual-Designermöbel“ haben es in sich wie die, die sie kreiert haben. Ob sich darin „funktionales Design und zurückhaltende Ästhetik“ wie bei den „Bauhaus“-Produkten erkennen lässt, bleibt dem Auge des Betrachters überlassen. Doch haben die Schüler und Schülerinnen in dem, was sie geschaffen haben, zum Ausdruck gebracht, was für darin erkannten und was sie für sich ansprechend fanden. In wenigen Monaten werden sie ihren Schulabschluss geschafft haben. Danach gilt es für sie, außerhalb der Gemeinschaft der St. Mauritius-Sekundarschule den für sie passenden Platz zu suchen und für sich zu finden. Das können sie, wenn sie die Chancen nützen, die sich ihnen dabei bieten. Hinzu kommen eine gewisse Frustrationstoleranz und Durchhaltevermögen, das nicht gleich beim ersten Widerstand aufgibt. Die abgebildeten Stühle lassen sich nicht so einfach hinbiegen und gestalten. Das braucht Zeit, Fantasie und die richtige Idee zur passenden Zeit.

Manche, die sich sicher war, am richtigen Platz zu sein, werden nach und nach bemerken, dass sie sich geirrt haben. Doch was hindert sie, sich von neuem auf die Suche zu machen? Wer wagt, gewinnt. Auch den richtigen Platz für sich.

Br. Clemens Wagner ofm, Schulseelsorger