2. April 2024

Nur ein Sonnenaufgang. Nur …

Es hat schon eine Weile gedauert, bis es endlich soweit war: Am Horizont erhebt sich die Sonne wieder. Ein neuer Tag beginnt. Nicht nur ich freue mich darüber.

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Ob es so damals an jenem Ostermorgen so war, wie bei diesem Sonnenaufgang am Meer, weiß ich nicht. Ich bin ein „Morgenmensch“ und komme deshalb in der Regel leichter aus dem Bett als andere. Es fasziniert mich von Kindheit an: Dass es hell wird und nach der dunklen Nacht die Sonne aufgeht.

1967 schon veröffentlichte der österreichische Sänger Udo Jürgens nach einem Text von Thomas Hörbiger sein Lied „Und immer wieder geht die Sonne auf“. Was sich banal liest, ist eine Tatsache. Manche übersehen sie. Weil sie so selbstverständlich ist. Keine Nacht dauert ewig. Auch im übertragenen Sinn kommt nach der Dunkelheit Licht. Das ist es, was Christen an Ostern feiern: Nach seinem Tod lebt Jesus wieder. Als Auferstandener, der die Nacht des Todes überwunden hat. Begreifen kann ich das nicht. Glauben schon. Das ist aber nicht immer so einfach …

Ein sorgenfreies Leben ohne Probleme gibt es nicht. Jede und jeder kennt sie: Momente, in denen ich verzweifeln könnte: Wenn Hoffnungen sich nicht erfüllen. Weil Träume sich in Luft auflösen. Wenn ich mich getäuscht habe. Wenn ich enttäuscht wurde. Von Menschen. Von mir selbst. Von Gott.

Denen, die damals bei der Kreuzigung Jesu dabei waren und das Sterben Jesu und seinen Tod erlebten, wurde es bewusst: Alles Leben ist endlich. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Das ist es, was Kindern, Frauen und Männern zu schaffen macht.

„Denn immer, immer wieder geht die Sonne auf und wieder bringt ein Tag für uns sein Licht.
Ja, immer, immer wieder geht die Sonne auf, denn Dunkelheit für immer gibt es nicht,“
heißt es im oben genannten Liedtext. Ist das tatsächlich etwas, das mich aufbaut, mich unterstützt und mir doch wieder Lebensfreude schenkt?

Wenn die Sonne aufgeht, kommen nach und nach die Farben wieder. Das, was vorher, wenn überhaupt, nur umrisshaft in Grau- und Schwarztönen zu erkennen war, konkretisiert sich. Wird sichtbarer und deutlicher.

Wenn es mir nicht gut geht, mir echte Zuversicht fehlt und ich mir mit meinen Schwierigkeiten alleingelassen vorkomme, brauche ich etwas, das mich aufrichtet. Menschen, die sich auf mich einlassen und mich verstehen, helfen weiter. Sprüche wie „Hab dich nicht so, das wird schon wieder!“ oder „Jeder hat mal schlechte Tage!“ bewirken wohl eher das Gegenteil. Mir ihrer Traurigkeit und ihrer Trauer mussten auch die Gefährten Jesu nach seinem Tod zurechtkommen. Das war leichter gesagt als getan.

„Zwei Jünger gingen voll Not und Zweifel, traurig war ihr Gesicht. Doch da kam Jesus und sprach mit ihnen und plötzlich wurde es Licht.“ Von Helga Poppe stammt dieser Liedtext. Er spiegelt das Geschehen wieder, das in der Bibel im Lukasevangelium bei Lk. 24, 13-33 beschrieben wird. Niedergeschlagen und voller Traurigkeit machen sich zwei der Begleiter Jesu von Jerusalem her auf in das Dorf Emmaus. Mit einem Mal gesellt sich jemand Drittes zu ihnen. Wer es ist, erkennen sie erst, als dieser mit ihnen Brot teilt. Nach seiner Auferstehung zeigt sich Jesus den Seinen. Ein Wunder! Ob dabei nicht im übertragenen Sinn auch für sie wieder die Sonne aufging? Die zwei Jünger wieder neuen Mut bekamen? Trotz allem oder gerade deswegen?

Ostern kann sich jeden Tag neu ereignen: Wenn und weil doch wieder die Sonne aufgeht. Weil und wenn die längste Nacht einmal endet und Dunkelheit dem Licht Platz macht. Solche Momente wünsche ich uns immer und immer wieder. Nicht nur in der St. Mauritius-Sekundarschule.

Br. Clemens Wagner ofm, Schulseelsorger